Sehel-Insel Granitsteinbruch
Die große Sehel-Insel liegt nördlich des alten Assuan-Staudamms, wo der Nil einst lautstark durch die Granitblöcke strömte, die südlich davon aus dem Flussbett aufragten und die Erste Katarakt bildeten.
Die Hügel der Insel enthalten über 250 Inschriften, die aus dem Mittleren Reich bis in die ptolemäische Zeit (2061–305 v. Chr.) stammen. Sie berichten größtenteils von Expeditionen jenseits der Ersten Katarakt oder enthalten Dankesgebete für eine sichere Rückkehr. In der Antike machten Reisende, die nach Nubien unterwegs waren oder von einer Expedition aus dem Süden zurückkehrten, eine Pilgerreise zur heiligen Insel Sehel und hinterließen Inschriften mit Bitten oder Dankesgebeten für die sichere Passage durch die gefährliche Erste Nil-Katarakt.
Mehrere dieser Inschriften dokumentieren Reisen von Beamten im Auftrag des Königs nach Nubien. Sie sind in die verstreuten Granitfelsen der Insel eingraviert oder eingeritzt. Die bedeutendste Inschrift befindet sich auf dem östlichen Hügel und ist die ptolemäische „Hungersnot-Stele“. Sie stammt aus der Regierungszeit von Pharao Djoser (2687–2668 v. Chr.) und erzählt, wie Djoser eine siebenjährige Hungersnot während der 3. Dynastie beendete, indem er dem Gott Khnum, dem Herrscher der Katarakt, einen neuen Tempel auf Sehel errichten ließ und dem Kultzentrum in Esna (nahe Luxor) das enteignete Land zurückgab, das zuvor von Khnum zurückgehalten wurde und als Ursache für die ausgebliebene Nilflut galt.
Beim Aufstieg auf den Hügel bietet sich ein spektakulärer Blick über das Katarakt-Gebiet im Süden. Zusätzlich gibt es einen interessanten, noch heute aktiven Granitsteinbruch, in dem weiterhin dieselben alten und primitiven Werkzeuge und Techniken zur Steinbearbeitung genutzt werden, die bereits die alten Ägypter verwendeten.
Die Bootsfahrt zur Sehel-Insel ist ein angenehmer Ausflug am Morgen oder Nachmittag. Die Einheimischen sind freundlich und gastfreundlich und bieten Besuchern gerne eine Tasse Tee in ihren nubischen Häusern an. Die lokalen Frauen folgen den Gästen oft überallhin, um ihnen stolz ihre handgefertigten Körbe, geschnitzten Puppen und Perlen-Schmuck zu präsentieren.